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Zahlreiche Ausländer, die in Frankreich lebten, nahmen von 1940 bis 1944 an der französischen Résistance gegen die Nazi-Okkupation teil. Es ist nur wenigen bekannt, dass es unter ihnen auch etwa tausend Deutsche gab. Wer waren sie? |
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- Politische Flüchtlinge aus Deutschland, unter ihnen ehemalige Kampfer in den Internationalen Brigaden zur Verteidigung der spanischen Republik, die meist aus französischen Internierungslagern geflohen waren, um sich der Widerstandsbewegung anzuschließen.
- Deutsche Frauen und Männer jüdischer Herkunft, die aus ihrem Land vor rassistischer Verfolgung und vor der Vernichtung fliehen mussten.
- Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere der Wehrmacht, Gegner des Hitlerregimes.
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Mit Hilfe französischer Résistancebewegungen, vor allem der »Front National de Lutte pour la Libération et l'Indépendance de la France«, aber auch gaullistischer Organisationen, reihten sich diese Deutschen in den Kampf gegen den gemeinsamen Feind ein. |
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So war seit Herbst 1940 unter Leitung des illegalen Zentralkomitees der Französischen Kommunistischen Partei ein Sektor der französischen Résistance für die antifaschistische Propaganda- und Organisationsarbeit in den Einheiten und Dienststellen der deutschen Okkupationstruppen unter dem Namen "Travail Allemand" (TA) gebildet worden. Die Verbindung der KPD zur Résistance hielt Otto Niebergall. |
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Viele deutsche Antifaschisten, in erster Linie diejenigen, die schon in Spanien gekämpft und dort militärische Erfahrungen gesammelt hatten, schlossen sich den Maquis in der Südzone an. |
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Otto Kühne, Oberstleutnant der Französischen Streitkräfte des Innern (FFI), Spanienkämpfer und bis 1933 Reichstagsabgeordneter der KPD, kommandierte in den Departements Lozère und Gard eine von Deutschen, Spaniern, Franzosen und Angehörigen anderer Nationen zusammengesetzte Partisaneneinheit, die den Besatzungstruppen schwere Schäden zufügte und Dörfer vor "Strafaktionen" der SS schützte. An seiner Seite unter anderen: Ernst Buschmann, der an der Befreiung von Lyon teilnahm, Max Dankner, Oberleutnant, dessen Deckname Paul Banelle war. |
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Max Kahane (links) und Otto Kühne nach der Befreiung in Marseille. Max Kahane, ehemaliger Spanienkämpfer, der in Marseille antifaschistische Aufklärungsarbeit unter deutschen Soldaten leistete, nahm an der bewaffneten Selbstbefreiung der großen Hafenstadt in den Reihen der FFI teil. |
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Ihre erste Widerstandsaktion führten Roman Rubinstein und Sally Grünvogel schon zwei Tage nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Paris durch. Sie verbreiteten mit der Hand gefertigte Flugzettel, mit denen die Wehrmachtsangehörigen über den räuberischen Charakter des Hitlerkrieges aufgeklärt wurden. |
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Der Sozialdemokrat Walter Kramer war Leiter der "Frontbuchhandlung" in Toulouse. Er suchte und fand durch seine Aufgabe in dieser Buchhandlung Kontakt zur Résistance. Die deutsche Kommunistin Herta Tempi war Kontaktperson. In der Folgezeit nutzte Walter Kramer diesen Ort als illegalen Treff und Möglichkeit für eine vielfältige und umfangreiche Tätigkeit gegen Faschismus und Krieg. |
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Irene Wosikowski wuchs in Hamburg auf. 1935 verließ sie Deutschland illegal. In Paris arbeitete sie im Verlag der "Deutschen Volks-Zeitung" bis zu ihrer lnternierung im Lager Gurs. Im Sommer 1940 konnte sie von dort fliehen. |
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In Marseille fand Irene Wosikowski mit falschen Papieren Anschluss an die französische Widerstandsbewegung und übernahm die gefahrvolle Aufgabe, Gespräche mit deutschen Soldaten zu führen, um sie zum Nachdenken über Sinn und Zweck des Völkermordes zu veranlassen. Im Sommer 1943 geriet sie dabei an einen Gestapospitzel, der Irene Wosikowski verhaften ließ. Trotz unmenschlicher Martern durch die Gestapo nannte sie die Namen der Kampfgefährten nicht. Am 27. Oktober 1944 wurde Irene Wosikowski im Zuchthaus Berlin-Plötzensee hingerichtet. |
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Dies stellt nur eine kleine Auswahl dar. Zahlreiche deutsche Antifaschisten, die in den Reihen der Résistance kämpften, sind von den französischen Behörden mit hohen Orden und Auszeichnungen für ihren Beitrag zur Befreiung Frankreichs geehrt worden. |
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